Die Newsletter-Rubrik TATSACHEN gibt Einblick in Entwicklungen und Maßnahmen an unserer Schule. Diesmal lesen Sie einen Bericht, der eine von vermutlich vielen Sichtweisen und Wahrnehmungen widerspiegelt, wie sich das Schulleben unter dem Einfluss der Pandemie entwickelt….
Das, was früher normal war, fühlt sich jetzt anders an…
Am 17. Mai startet der Vollbetrieb an den Schulen, so sind auch unsere Schülerinnen und Schüler nach Wochen des Schichtbetriebes wieder fünf Tage pro Woche vor Ort im Unterricht anwesend. Alles ist vorbereitet, vieles hat schon während des Schichtbetriebes Fahrt aufgenommen: Desinfektionsmittelspender stehen bereit, Sitzpläne liegen in den Klassen auf, das Pausenkonzept ist aktualisiert, auf Umsetzung der Maskenpflicht, -pausen und Abstandsregel wird geachtet. Mittlerweile ist zusätzlich der Corona-Testpass fixer Bestandteil des Schülerinnen- und Schülerequipments und nimmt als Nachweis über das jeweilige negative Testergebnis einen hohen Stellenwert auch in der Freizeit der Jugendlichen ein.
Der Schulalltag hat sich verändert, an Leichtigkeit und Spontanität verloren. Das, was vor dem März 2020 Normalität war, muss von den Schülerinnen und Schülern neu gelernt werden: Sich zu zweit einen Tisch zu teilen, trotz lautem Stimmengewirr zu pausieren, Ansprechperson für bis zu oder sogar über 30 Gleichaltrige zu sein. Die 5-Tage-Woche ist wieder gewöhnungsbedürftig, wie viele Jugendliche selbst berichten. Hatten die jungen Menschen zuerst Mühe, Aufträge und Aufgaben im Rahmen des Homeschooling eigenverantwortlich abzuarbeiten und angesichts des Schichtbetriebes in einen guten Rhythmus zu finden, bedeutet durchgehender Präsenzunterricht, wieder umzudenken und dann aufmerksam und konzentriert zu sein, wenn es der Unterricht verlangt.
Wird schon nicht so schlimm sein, werden einige Leserinnen und Leser sagen. Nein, antwortet die beobachtende und schreibende Lehrperson, das nicht, Schlimmeres gibt es immer. Zum Glück sind wir als Schulgemeinschaft hinsichtlich der Covid 19 – Infektionen bisher sehr glimpflich weggekommen. Fakt ist aber: Das Umfeld, das für Jugendliche in der Identitätsfindung ein stabiles sein sollte, ist genau das seit 15 Monaten nicht mehr. Zahlreiche Corona-Maßnahmen, die vieles, was Jugendliche gerne machen, notwendigerweise einschränken und regulieren, über weite Strecken Planungsunsicherheit und vor allem eine strikte Reduzierung der sozialen Kontakte müssen als heranwachsende Person erst einmal verdaut werden!
Wir als Lehrpersonen versuchen zu verstehen, was passiert, und können trotzdem nur vermuten, wie sich all das für Jugendliche anfühlt. Die letzten Wochen bis zu den Sommerferien nützen wir nicht nur für den Unterricht, sondern bauen noch einige besondere Projekttage bevorzugt im Freien ein, um die Klassengemeinschaften wieder zu stärken und der gefühlten Enge der Klassenräume zu entkommen. Für den Sommer bleibt zu hoffen, dass die jungen Menschen ihre wichtigen Lebensjahre wieder mit den Zutaten füllen können, die ihrer Persönlichkeitsentwicklung gut tun. Alles Brauchbare, das sie in den letzten Monaten erworben haben, wie zum Beispiel Selbstständigkeit, Durchhaltevermögen und Solidarität, bleibe ihnen dabei erhalten. Mit Zuversicht schauen wir in Richtung Herbst und wünschen allen Leserinnen und Lesern unseres Newsletters viel Gesundheit und warme wohltuende Sonnenstrahlen im Urlaub!
Der Bericht wurde von Brigitte Webhofer MA, Lehrerin für Didaktik, Praxis und Pädgogik an der KBAfEP, verfasst.